Gerinnungsfaktoren im Blut
Gerinnungsfaktoren Eigenschaften und Funktion
Inhalt →
Bei den Gerinnungsfaktoren im Blut handelt es sich um eine Reihe von Eiweißen, die für die Gerinnung des Blutes verantwortlich sind. Ohne sie würden wir bei der kleinsten Verletzung verbluten. Gerinnung ist die Einflockung oder Flokkulation von Substanzen, der Begriff wird medizinisch als Synonym für die Blutgerinnung verwendet.
Was sind Gerinnungsfaktoren im Blut – Das Wichtigste:
- Gerinnungsfaktoren sind Eiweiße des Blutplasmas, die für den Verschluss von Wunden und das Stoppen von Blutungen verantwortlich sind.
- Es handelt sich dabei um Globuline, die in einer Abfolge von Reaktionen gespalten werden und dadurch die jeweils nächste Stufe der Blutgerinnung einleiten.
- Die Gerinnungsfaktoren sorgen für die Bildung eines Blutpfropfes, der die Wunde verschließt.
- Dieser Wunderschluss ist für die anschließende Wundheilung notwendig.
- Ein Mangel führt zu verstärkten Blutungen, ein Überschuss zur Bildung von Blutgerinnseln.
Blutplasma, Blutserum und Gerinnungsfaktoren
Gerinnungsfaktoren machen den Unterschied zwischen Blutplasma und Blutserum. Für hämatologische Bestimmungen im Labor verwendet man ungerinnbar gemachtes Blut, um etwa die Blutzellen für ein großes oder kleines Blutbild auszählen zu können. Beim Zentrifugieren erhält man die sedimentierten Blutzellen und darüber das gelblich-durchsichtige Blutplasma.
Zentrifugiert man geronnenes Blut, besteht das Sediment aus Blutzellen und umgewandelten Gerinnungsfaktoren. Diese haben die Blutgerinnung ermöglicht und sich mit den Blutzellen verbunden. Dadurch fehlen sie dem darüber stehenden Blutserum.
Faktor Einteilung der Gerinnung
Die Gerinnungsfaktoren benennt man in ihrer groben Abfolge als Faktor I bis Faktor XIII. Die aktivierte Form bekommt ein „a“ nachgesetzt – so handelt es sich bei Faktor I um das lösliche Fibrinogen und bei Faktor Ia um das fädige Fibrin.
Bei den meisten handelt es sich um Globuline, kugelförmige Eiweiße des Blutplasmas.
Tabelle der Gerinnungsfaktoren:
Faktor Nr. | Bezeichnung | Bildungsort + Eigenschaften und Funktion |
I | Fibrinogen | – Leber – lösliche Vorstufe des Fibrins |
II | Prothrombin | – Leber – α1-Globulin, Proenzym des Thrombins |
III | Gewebefaktor (Tissue factor TF) |
– Gewebezellen – Phospholipoprotein |
IV | Calcium | für die Aktivierung der meisten Gerinnungsfaktoren essenziell |
V | Proaccelerin | Leber – lösliches β-Globulin, Bestandteil des Prothrombinaktivators |
VI | entspricht aktiviertem Faktor V | |
VII | Proconvertin | Leber – α-Globulin, aktiviert mit Faktor III und Calcium den Faktor X |
VIII | antihämophiles Globulin A |
Endothel, Megakaryozyten – β2-Globulin, Kofaktor der Umwandlung von Faktor X |
IX | antihämophiles Globulin B |
Leber – α1-Globulin, aktiviert Faktor X |
X | Thrombokinase | Leber – α1-Globulin, Bestandteil des Prothrombin-Aktivators |
XI | Plasma Thromboplasmin Antecedent (PTA) | γ-Globulin, aktiviert Faktor IX |
XII | Hagemann-Faktor | β-Globulin, Formänderung bei Kontakt mit Oberflächen |
XIII | Fibrin- stabilisierender Faktor |
Megakaryozyten – β-Globulin, bewirkt Fibrinvernetzung |
Präkallikrein | β-Globulin, bewirkt Fibrinvernetzung | |
Fitzgerald-Faktor | α-Globulin, unterstützt Aktivierung von Faktor XI und Faktor XII |
Wie funktionieren die Gerinnungsfaktoren?
Die Blutgerinnung ist eine Kaskade, bei der als Faktoren bezeichnete Eiweiße durch proteolytische Spaltung nacheinander aktiviert werden. Diese Prozessfolge beginnt mit der Aktivierung von Fibrinogen, das bei Verletzungen von Gefäßen und Beschädigung von Blutplättchen (Thrombozyten) aktiviert und in Fibrin umgewandelt wird.
Während Fibrinogen im Blutplasma löslich ist, bildet Fibrin lange Eiweißfäden und fällt aus. Der resultierende Blutpfropf verschließt die Wunde und verhindert weitere Blutungen. Die Kaskade endet mit dem Fibrinstabilisierenden Faktor XIII, der den Wundpropf stabilisiert.
Störungen führen zu verstärkten Blutungen, wie Fehlen von Faktor VIII zur Bluterkrankheit (Hämophilie). Bei Überschuss treten vermehrt Blutgerinnsel auf, die zu Herzinfarkten, Thrombosen und Schlaganfällen führen.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.
- Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. Berlin 2019: Walter de Gruyter-Verlag. ISBN-10: 3110339978.
- Klaus Dörner: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. 8. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131297182.
- Fibrin als Substrat der Gerinnung auf wikipedia↑