Herzrasen nach Alkohol » Herzrhythmusstörungen bei Alkoholkonsum & Entzug

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Herzrasen nach Alkohol? Nicht ungewöhnlich, und nicht nur Herzrasen ist eine unerwünschte Folge von Alkoholgenuss. Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern steigern zudem das Risiko von Blutgerinnseln, die zu Herzinfarkten, Lungenembolien und Schlaganfällen führen.

Daher sollte man Reaktionen des Herzens auf Alkoholgenuss unbedingt als Warnsignal auffassen – und vor allem Alkoholiker Herzrasen keinesfalls ignorieren.

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Alkoholentgiftung, Kalter Alkoholentzug zuhause, Symptome und Ablauf kennen: Copyright: Ocus Focus, bigstockphoto

Das Wichtigste auf einen Blick

  1. Alkoholgenuss übt einen direkten Einfluss auf das Herz aus. Er stellt für den Körper einen Stressfaktor dar, der das vegetative Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzt und die Herzfrequenz erhöht.
  2. Nicht nur Alkoholiker leiden an Herzrasen. Ein erhöhter Puls und spürbare Herzschläge sind noch die harmloseren Folgen von Alkohol. Gerät das Herz noch weiter aus dem Takt, drohen Herzrhythmusstörungen bis hin zum Vorhofflimmern.
  3. Vorhofflimmern bringt den Blutfluss durcheinander und führt zur Bildung von Blutgerinnseln.
  4. Solche Blutgerinnsel können die Herzkranzgefäße verstopfen und so einen Herzinfarkt auslösen. Alkohol steigert somit das Herzinfarkt-Risiko.
  5. In Gehirn und Lunge verfangen sie sich in den feinen Kapillarsystemen, blockieren auch hier den Blutfluss und verursachen so Lungenembolien und Schlaganfälle.

Was versteht man eigentlich unter Herzrasen?

Normalerweise schlägt das Herz sechzig bis achtzig Mal pro Minute. Dieser Wert ist keineswegs festgeschrieben – in Ruhe kann die Herzfrequenz niedriger liegen, wohingegen sie bei Aufregung und körperlicher Anstrengung steigt. Das ist völlig normal und eine Reaktion auf den erhöhten Sauerstoffbedarf im Körper durch forcierte Atmung und Muskelaktivität.

Die ausgefeilten Regulationssysteme unseres Körpers achten ständig darauf, dass einerseits der Herzschlag und damit Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Zellen gewährleistet sind und andererseits die körperlichen Reserven nicht unnötig beansprucht werden.

Nicht normal ist hingegen, wenn das Herz über 100 Schläge pro Minute verzeichnet, ohne dass man sich dabei wesentlich körperlich anstrengt. Eine solche Tachykardie ist spürbar – das Herz schlägt einem bis zum Hals, wie man umgangssprachlich sagt.

Allein das zeigt, dass etwas nicht stimmt, denn unsere Sinne ignorieren alles, was „normal“ ist und nicht unserer Aufmerksamkeit bedarf. Vernehmbaren Herzschlag bezeichnet man auch als Palpitation, Herzrasen oder Herzklopfen.

Alkohol und sein Einfluss auf das Herz: Herzrhythmusstörungen

Nicht weit vom Herzrasen entfernt ist Herzstolpern. Aussetzer und Schläge außer der Reihe (Extrasystolen) sind häufig hinzukommende Symptome. Hierbei handelt es sich um Herzrhythmusstörungen, die die zeitliche Abfolge des Schlagrhythmus‘ durcheinanderbringen.

Gefährlich sind vor allem Störungen der Vorkammern in Form einer schnellen, unkoordinierten Bewegung, dem Vorhofflimmern. Das bringt den normalerweise laminaren Blutstrom aus dem Takt und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln. Geraten solche Thromben in die den Herzmuskel selbst versorgenden Herzkranzgefäße, verstopfen sie diese und verursachen einen Herzinfarkt. Fortgeschwemmt können Emboli die feinen Kapillarsystem vor allem in Lungen und Gehirn blockieren – dann ereignet sich eine Lungenembolie oder ein Schlaganfall.

Symptome

Zu Palpitationen und Herzrhythmusstörungen kommen typischerweise weitere Anzeichen dafür, dass Körper und Herz gerade in Alarmbereitschaft sind, wie

  • Schwindelanfälle bis hin zur Ohnmacht
  • feuchte Hände und Schweißausbrüche
  • Brustschmerzen
  • Schwächegefühl
  • beschleunigter Atem und Atemnot (Dyspnoe)
  • zitternde Hände
  • gerötetes Gesicht
  • Unruhe
  • Bluthochdruck

Etwas langfristiger treten

  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Unterzuckerung und
  • Magenschmerzen

auf.

Die weiteren Folgen von Alkohol auf das Herz sind noch gravierender. Auf Dauer steigt das Risiko weiterer Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose und damit weiterer Krankheiten wie die koronare Herzkrankheit (KHK). Der Herzmuskel macht zusehends schlapp, sodass letztlich Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Herzversagen und plötzlicher Herztod drohen.

Woher kommt Herzrasen nach Alkohol überhaupt?

Direkten Einfluss auf die Herztätigkeit nimmt das vegetative Nervensystem mit den beiden Gegenspielern Sympathikus und Parasympathikus. In der Anfangsphase des Alkoholeinflusses überwiegt die Wirkung des beruhigenden Parasympathikus. Er setzt den Herzschlag herab und stellt die Blutgefäße weit – gut sichtbar durch die geröteten Wangen. In den erweiterten Gefäßen versackt das Blut. Der sinkende Blutdruck sorgt dafür, dass man müde und schläfrig wird, schlimmstenfalls bewusstlos.

Mit der Zeit baut die Leber den Alkohol ab – bis zu 0,2 Promille pro Stunden – und liefert dabei als Zwischenprodukt das giftige Acetaldeyhd. Dieses macht sich zunächst vor allem im empfindlichen Gehirn bemerkbar, es kommt zu Koordinations- und Sprachstörungen, Enthemmung, Aggressivität und Kreislaufproblemen.

Solche Giftstoffe bedeuten auch für den Rest des Körpers Stress – und der aktiviert den Sympathikus des vegetativen Nervensystems. Zu den entsprechenden Auswirkungen kommt es erst einige Stunden nach dem Alkoholkonsum, oft mitten in der Nacht. Die Nebennieren setzen verstärkt die Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin frei. Im Stressmodus ist der Körper auf Flucht programmiert – Herzschlag und Atemfrequenz steigen an, die Verdauung wird heruntergefahren, da das hierfür notwendige Blut für Sauerstofftransport und Muskelaktivität requiriert wird.

Zudem wirkt Alkohol diuretisch, das heißt er steigert die Ausscheidung von Urin über die Nieren. Das führt zu Flüssigkeitsverlust und Austrocknung sowie zum Fehlen von wichtigen Mineralstoffen – Risikofaktoren, die den Herzschlag noch weiter heraufsetzen, Herzrasen verursachen und den Blutdruck in die Höhe treiben.

Acetaldehyd und Flüssigkeitsmangel sind zudem die beiden Hauptverantwortlichen für den morgendlichen Kater.

Bekommen nur Alkoholiker Herzrasen?

Keineswegs. Herzrasen und Herzrhythmusstörungen treten ebenso bei Gelegenheitstrinkern auf oder bei Menschen, die nur selten ein Gläschen zur Feier des Tages trinken. Auch das heute bei Jugendlichen beliebte „Komasaufen“, womöglich in Verbindung mit Energy Drinks und Drogen, führt bei vielen Personen zu nächtlichem Herzrasen. Im englischen Sprachraum spricht man vom Holiday Heart Syndrome. Dieses tritt typischerweise einige Stunden nach Alkoholgenuss auf und hält mehrere Stunden an.

Was kann ich bei Herzrasen nach Alkohol tun?

Leidet man öfters an Herzrasen und Kreislaufproblemen unabhängig von Alkohol, sollte man auf jeden Fall vom Hausarzt überprüfen lassen, ob nicht eine Herz-Kreislauf- oder Schilddrüsenerkrankung dahintersteckt. Dazu dienen Blutdruckmessungen, ein Langzeit-EKG und die Bestimmung diverser Blutwerte wie der Leberwerte, Cholesterin, Triglyceride und Nierenwerte.

Für die weitere Abklärung wird der Hausarzt unter Umständen an einen Herzspezialisten, einen Kardiologen überweisen. Gegebenenfalls lässt sich so das Herzinfarkt-Risiko abschätzen. Dann wird die Einnahme von Medikamenten zur Senkung von Bluthochdruck, Cholesterin und Triglyceriden notwendig.

Tritt das Herzrasen definitiv nur nach Alkoholgenuss auf, ist eine Reduzierung des Alkoholkonsums oder völliger Verzicht die einfachste Lösung. Dabei sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass der Alkohol möglicherweise nur die Anzeichen einer bestehenden Grunderkrankung ans Licht bringt und diese fördert.

Alkoholismus und Herzrasen

Besteht eine Alkoholabhängigkeit, gehört Herzrasen nach kurzer Zeit zu den täglichen Beschwerden wie Trunkenheit und körperlicher Abbau. Dann ist nicht nur das Herz alleine betroffen – in diesem Zustand kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch die Leber stark in Mitleidenschaft gezogen ist.

Im Gegensatz zum Herzen, das mit Extrasystolen und Palpitationen auf sich aufmerksam macht, meldet sich die Leber aufgrund fehlenden Schmerzempfindens erst in weit fortgeschrittenen Stadien, in denen es zu einer Dehnung der sensiblen Organkapsel kommt.

Daher sollte man bei dem einen oder anderen Gläschen zu viel unbedingt die Leberwerte überprüfen lassen, die unter Umständen auf ein noch viel größeres Problem als das Herzrasen hinweisen. Die Leber lagert unter Alkohol zunächst Fett ein und wird zur Fettleber. Eine wachsende Zerstörung des Gewebes führt zur Leberzirrhose, die das wichtige Entgiftungsorgan langsam außer Gefecht setzt und zu weiteren akuten Gesundheitsgefährdungen bis hin zu Leberkrebs führt.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.
  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2019: G. Herold Verlag. ISBN-10: 3981466063.
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
    • Chat-Beratung zum Thema Sucht (Montag bis Freitag 15:00 – 17:00, außer an Feiertagen).
  • Deutsches Rotes Kreuz (DRK):
    • Suchtberatung. Mit Suchfunktion nach Ort oder Postleitzahl.
    • Bundesweites Sorgentelefon: 06062 / 60767. Zu erreichen Freitag bis Sonntag und an gesetzlichen Feiertagen von 8:00 bis 22:00 Uhr.
  • Caritas Deutschland: