HIV-Test Blutuntersuchung in der Schwangerschaft Vorsorge

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Freiwilliger HIV-Test für Schwangere

Schwangerschaft Vorsorge : Freiwilliger HIV-Test Blutuntersuchung Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen besteht die Möglichkeit, einen freiwilligen HIV-Test in der Schwangerschaft durchführen zu lassen. Bei einer Infektion lässt sich eine Übertragung auf das Kind durch die Einnahme von Medikamenten verhindern. Viele schwangere Frauen sind sich unschlüssig, ob sie eine solche Blutuntersuchung durchführen lassen sollen oder nicht. Wir möchten Ihnen bei der Entscheidung helfen und Sie über die wichtigsten Fakten aufklären.

Blutproben
Blutproben zur Diagnose von Erkrankungen © Henrik Dolle – Fotolia.com

 

Die Hintergründe zum HIV-Test in der Schwangerschaft: Was macht das HI-Virus?

HIV und AIDS sind trotz stetig besser werdender Behandlungsmöglichkeiten immer noch ein Schreckensszenario. Eine Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) führt erst nach einer langen Phase ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung des körpereigenen Immunsystems. Bei HIV handelt es sich um einen sogenannten Retrovirus, dessen Erbinformation in Form von RNA vorliegt. Diese RNA schreibt das Virus in DNA um und schleust diese in das Genom einer Wirtszelle ein.

Im Zellkern ist sie vor dem Immunsystem geschützt, sodass sie sich viele Jahre unauffällig verstecken kann. Besonders gemein an HIV ist, dass das Virus sich ausgerechnet in Zellen des Immunsystems verborgen hält, die eigentlich für seine Bekämpfung mitverantwortlich wären. Sie befallen bevorzugt sogenannte T-Helferzellen, die für die Erkennung von Antigenen zuständig sind und eine Immunantwort einleiten.

Dies geschieht durch die Ausschüttung spezieller Informationssubstanzen, den Zytokinen, die Fresszellen (Makrophagen) und zytotoxische T-Zellen anlocken. Die Viren vermehren sich nach und nach in diesen T-Helferzellen und befallen immer mehr davon. Sie programmieren die Zellen zur Virenvermehrung um, sodass diese ihre gesamten Ressourcen für die Produktion neuer Viruspartikel verbrauchen und zugrunde gehen.

Ein solcher Mangel an T-Helferzellen führt zu einer grundlegenden Schwächung des Immunsystems, dem erworbenen Immunschwächesyndrom (aquired immunodeficiency syndrome, AIDS). Dadurch kann der Körper Krankheitskeime immer schlechter bekämpfen und es häufen sich Infektionen, an denen ein gesunder Mensch normalerweise nicht erkrankt. Mittlerweile sind die Behandlungsmöglichkeiten so weit fortgeschritten, dass sich der Ausbruch von AIDS bei einer bestehenden HIV-Infektion bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung verhindern lässt. Allerdings bedeutet das eine lebenslängliche Einnahme von Medikamenten, die das Virus im Zaum halten. Eine Impfung oder vollständige Heilung ist bisher nicht möglich.

 

HIV-Test in der Schwangerschaft: Wie wird HIV auf das Kind übertragen?

Der HIV-Test soll in der Schwangerschaft vor allem verhindern, dass das ungeborene Kind mit dem Virus infiziert wird. Eine solche Ansteckung erfolgt während der Schwangerschaft über die Plazenta, bei der Geburt durch das Blut oder später beim Stillen über die Muttermilch. Wird eine Infektion rechtzeitig erkannt, lässt sich das Ansteckungsrisiko durch die Einnahme von Medikamenten auf unter 1 % reduzieren. Bei einer bestehenden Infektion der Mutter kann ein Kaiserschnitt das Ansteckungsrisiko für das Kind weiter verringern.

 

HIV-Test in der Schwangerschaft: Wann ist ein Test sinnvoll?

Wenn Sie einen Kinderwunsch hegen, ist es naturgemäß am besten, wenn Sie sich bereits vor einer Schwangerschaft auf HIV testen lassen. Das gilt auch für Ihren Partner, da es bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr früher oder später zu einer Übertragung des Virus kommen kann. Eine HIV-Infektion erfolgt nicht aus dem Nichts. Sie setzt voraus, dass zuvor eine Übertragung infizierter Körperflüssigkeiten stattgefunden hat.

In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Sperma, das bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen wird, oder Blut im Rahmen einer Bluttransfusion. Hatten Sie mehrfach ungeschützten Sex, empfiehlt sich ein HIV-Test bereits im Vorfeld einer festen Partnerbindung und bei Kinderwunsch. Spätestens zu Beginn einer Schwangerschaft sollten Sie über einen Test nachdenken, damit sich eine Ansteckung Ihres Kindes vermeiden lässt. Blutkonserven überprüft man heute sehr genau, sodass eine Ansteckung hierüber heutzutage praktisch auszuschließen ist. Haben Sie Bluttransfusionen vor sehr langer Zeit oder im Ausland bekommen, ist eine Abklärung des HIV-Status empfehlenswert. Eine andere Infektionsquelle ist die gemeinsame Nutzung von Spritzen und Injektionsnadeln beim Drogenkonsum.

 

HIV-Test in der Schwangerschaft: Was kostet der Test?

Als Schwangere haben Sie Anspruch auf einen HIV-Test, Sie können diesen aber auch ablehnen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für den freiwilligen Test. Bei Durchführung eines anonymen Tests müssen Sie gegebenenfalls einen Teil der Unkosten selbst übernehmen.

 

HIV-Test in der Schwangerschaft: Wie ist der Ablauf?

Für den freiwilligen HIV-Test in der Schwangerschaft ist lediglich eine Blutprobe erforderlich, wie Ihr Gynäkologie sie Ihnen ohnehin für die vorgeschriebenen Untersuchungen abnimmt. Die Entnahme erfolgt in der üblichen Weise über eine Armvene. Das Blut schickt der Arzt an ein Labor, wo man es auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen das HI-Virus untersucht.

Dabei ist zu bedenken, dass die Bildung von Antikörpern nach Erstkontakt mit einem Virus rund drei Monate in Anspruch nimmt. Erst danach lassen sich im Blut Antikörper nachweisen. Daher ist unter Umständen nach einem kürzlich stattgefundenen ungeschützten sexuellen Kontakt eine Wiederholung des Tests notwendig. Ein positives Testergebnis besagt, dass man Antikörper gegen das HI-Virus im Blut nachweisen konnte und von einer Infektion auszugehen ist.

 

HIV-Test in der Schwangerschaft und der Mutterpass

Seit 2019 müssen Gynäkologen im Mutterpass vermerken, ob ein HIV-Test durchgeführt wurde. Eine Eintragung des Testergebnisses erfolgt jedoch nach wie vor nicht. Die Mutterschaftsrichtlinien empfehlen seit 2007 ein Beratungsgespräch über die Möglichkeit eines freiwilligen HIV-Tests. Auch eine solche Beratung muss im Mutterpass dokumentiert werden. Die Dokumentation soll sicherstellen, dass eine solche Beratung auch tatsächlich stattfindet und der behandelnde Arzt sie im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge nicht vergisst. Ebenso werden dadurch alle an der Betreuung und Nachsorge der Schwangerschaft beteiligten Personen über das Stattfinden eines HIV-Tests informiert.

 

HIV-Test in der Schwangerschaft: Wo bekomme ich weitere Informationen?

Wenn Sie sich weiter über den HIV-Test in der Schwangerschaft, HIV allgemein oder Behandlungsmöglichkeiten informieren möchten, stehen Ihnen dafür Ihr Gynäkologe, das örtliche Gesundheitsamt oder die AIDS-Hilfe zur Verfügung. Die entsprechenden Telefonnummern finden Sie in Ihrem lokalen Telefonbuch oder im Internet. Darüber hinaus bietet auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ( BZgA) unter der Telefonnummer 01805 – 555 444 eine anonyme Telefonberatung an.

 

HIV-Blutuntersuchung dient dem Schutz des Babys vor Ansteckung

Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf HIV sind auf freiwilliger Basis kostenlos und auf Wunsch anonym möglich. Da es im Falle einer Infektion zu einer Ansteckung des Babys mit gefährlichen Folgen kommen kann, ist es ratsam, die Leistung in Anspruch zu nehmen. HIV-positive Mütter beugen durch die Einnahme von Medikamenten der Übertragung auf das Kind vor. Zudem erfolgt eine Anpassung der Entbindungsart. Nach der Geburt erhält das Neugeborene ebenfalls HIV-Medikamente. Auf das Stillen verzichten infizierte Frauen, da eine Ansteckung über die Muttermilch ebenfalls möglich ist.

 

Ablauf der Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf HIV

Es ist ein freiwilliges Angebot, das jede werdende Mutter erhält, Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf HIV durchführen zu lassen. Für viele Frauen ist das ein Routinetest wie jeder andere. Frauenärzte untersuchen Schwangere beispielsweise auf ihre Blutgruppe, den Rhesusfaktor und weitere Infektionskrankheiten. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, den Test auf das HI-Virus anonym durchführen zu lassen. Vor der Untersuchung erfolgt zudem ein Beratungsgespräch mit dem behandelnden Arzt. Frauen, die sich unsicher sind, ob sie den Test möchten, haben die Möglichkeit, sich in speziellen Beratungsstellen oder beim Gesundheitsamt eingehender darüber zu informieren.

Im Mutterpass steht lediglich, dass eine Beratung zur HIV-Test-Untersuchung stattfand. Über das Ergebnis und darüber, ob der Frauenarzt den Test überhaupt durchführte, ist dort nichts zu lesen. Außerdem stehen alle Beteiligten aus Arztpraxis oder Beratungsstelle unter Schweigepflicht. Die Mütter entscheiden selbst, ob sie sich testen lassen möchten, und wenn, wer davon weiß.

Eine frühzeitige Untersuchung auf HIV während der Schwangerschaft ist ratsam, um im Falle einer Infektion schnell handeln zu können. Bei einer Übertragung des Virus auf das Kind besteht die Gefahr von Verzögerungen in der Entwicklung oder in schlimmen Fällen das Risiko einer Fehlgeburt. Während der Schwangerschaft liegt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung bei sieben Prozent. Unmittelbar vor und während der Geburt besteht ein 18-prozentiges Risiko für die Infektion. Aus diesen Gründen ist die Untersuchung allen Schwangeren zu empfehlen.

 

Ablauf des HIV-Tests

Für die Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf HIV entnimmt der Frauenarzt eine Blutprobe bei der Frau, die das Labor untersucht. Das geschieht nur nach vorangegangenem Beratungsgespräch und mit dem Einverständnis der Schwangeren. Um die Möglichkeit zu haben, das Virus zu identifizieren, ist es notwendig, dass im Blut bereits Anzeichen für Abwehrreaktionen vorhanden sind. Spätestens drei Monate nach der Ansteckung ist das in der Regel der Fall. Ist das Testergebnis positiv und es besteht eine Infektion mit dem HI-Virus, leitet der Frauenarzt zeitnah vorbeugende Maßnahmen gegen die Übertragung auf das Ungeborene ein.

 

Maßnahmen gegen eine Infektion des Kindes

Diagnostiziert der Frauenarzt HIV bei einer schwangeren Frau, ist eine Behandlung mit Medikamenten notwendig. Nimmt die Betroffene diese regelmäßig während der gesamten Schwangerschaft ein, minimiert sich das Risiko einer Übertragung auf das Baby bereits. Zur Überwachung des Zustandes der Frau finden wiederkehrende Untersuchungen statt.

Abhängig davon, wie hoch die Virenbelastung kurz vor Ende der Schwangerschaft ist, gibt es Anpassungsmöglichkeiten bei der Art der Entbindung. Eine natürliche Geburt ist bei Werten von unter 50 Kopien/ml möglich. Liegen die Werte darüber, empfiehlt sich ein Kaiserschnitt, da die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sonst höher ist. In den ersten zwei bis vier Lebenswochen erfolgt eine Behandlung des Neugeborenen mit HIV-Medikamenten. Durch diese Maßnahmen verringert sich das Risiko einer Infizierung des Babys auf ein bis zwei Prozent.

 

HIV-positive Mütter und Stillen

Das HI-Virus überträgt sich auch über die Muttermilch, die zudem Rückstände der Medikamente enthalten, welche die Mutter einnimmt. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung des Säuglings liegt bei 15 Prozent. Aus diesem Grund ist es ratsam, auf das Stillen zu verzichten. Die Fütterung des Babys erfolgt stattdessen durch spezielle Fertigmilch. So entfällt das Risiko einer Infizierung durch das Stillen.

 

Literatur und Quellen

  1. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) der Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigung, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen: Mutterschaftsrichtlinien – Richtlinien über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung – PDF.
  2. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) der Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigung, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen: Mutterschaftsrichtlinien – Anlage 4 – Merkblatt: HIV-Test für Schwangere – PDF
  3. Herbert Hof, Rüdiger Dörries: Medizinische Mikrobiologie. 6. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag (2019). ISBN-10: 3132410381.
  4. Ernst Wiesmann (Hrsg.), Fritz H. Kayser, Kurz A. Bienz, Johannes Eckert: Medizinische Mikrobiologie. 9. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag (1997). ISBN-10: 3134448084.
  5. Christian Jassoy, Andreas Schwarzkopf: Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie. 2. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag (2019). ISBN-10: 3131361328.