Langzeitblutdruckmessung – Die 24-Stunden-Blutdruckmessung
24-h-Langzeit-Blutdruckmessung, Ablauf, Besonderheiten, Langzeitblutdruckmessgeräte
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Die Langzeitblutdruckmessung (24 h-Blutdruckmessung) ist eine wichtige diagnostische Methode zur Beurteilung einer Hypertonie. Dabei überwacht man den zirkadianen Verlauf der Blutdruckwerte über einen Zeitraum von vierundzwanzig Stunden.
Die Messungen erfolgen meist ambulant (engl. Ambulatory Blood Pressure Monitoring, ABPM) und in regelmäßigen zeitlichen Abständen. Dabei steuert ein mobiles Messgerät das periodische Aufpumpen einer Blutdruckmanschette am Oberarm (Blutdruckmessgerät) und zeichnet die Messwerte auf.
Was ist die Langzeit-Blutdruckmessung?
Prinzip und Ablauf der Langzeitblutdruckmessung
Die Langzeitblutdruckmessung erfolgt im Prinzip wie bei der klassischen Messung mit Stethoskop und Blutdruckmanschette. Nach ihrem Entdecker Riva-Rocci kürzt man diese Methode der Blutdruckmessung meist mit RR ab.
Das Steuergerät enthält eine akkubetriebene Pumpe zum Aufblasen der Manschette. In dieser ist ein Stethoskop eingebaut, das die akustischen Signale über einen Gummischlauch zum Steuergerät weiterleitet. Dieses wertet die Geräusche aus und zeichnet den systolischen Blutwert und den diastolischen Blutwert des Blutdruckes auf.
- Ist der Manschettendruck höher als der Gefäßdruck, wird der Blutfluss in der Armarterie (Arteria brachialis) unterbrochen.
- Wird die Luft langsam abgelassen, beginnt das Blut in einer turbulenten Strömung zu fließen. Das ist der Fall, sobald der Manschettendruck ebenso hoch ist wie der arterielle Druck bei der Kontraktion (Systole) des Herzens. Dieser entspricht dem oberen, systolischen Wert.
- Wird beim weiteren Ablassen der Luft der minimale arterielle Druck erreicht, kann das Blut wieder laminar fließen. Hier spricht man vom unteren oder diastolischen Wert, wie er bei der Erweiterung (Diastole) des Herzens auftritt.
- Zwischen diesen beiden Werten tritt ein charakteristisches Klopfen auf, das Korotkoff-Geräusch, das durch den pulsierend unterbrochenen Blutfluss in der komprimierten Arterie zustande kommt.
Langzeit-Blutdruckmessgeräte
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Durchführung einer Langzeitblutdruckmessung
In der Praxis legt Ihnen die Arzthelferin die Blutdruckmanschette am Oberarm oberhalb des Ellbogengelenkes an. Diese ist mit dem tragbaren automatischen Messgerät verbunden, das die Manschette in regelmäßigen Abständen aufpumpt und den Blutdruck misst. Das kleine Messgerät befestigen Sie am Gürtel oder tragen es in der Hosentasche. Wichtig ist, dass die Manschette ungefähr auf Herzhöhe sitzt.
Meist verwendet man halbstündige Intervalle tagsüber und einstündige Intervalle zur Nacht, um Ihre Nachtruhe nicht unnötig zu stören. Beginnt das Gerät zu pumpen, sollten Sie sich ruhig verhalten, um den Messwert nicht zu verfällschen. Eine Einzelmessung ist nach wenigen Sekunden abgeschlossen.
Während der gesamten Untersuchung ist es wichtig, dass Sie Ihrem normalen Tagesablauf folgen. So lässt sich hinterher der Zusammenhang zwischen Blutdruckhöhe und Phasen von Anstrengung oder Ruhe nachverfolgen.
Nach Abschluss der Langzeitblutdruckmessung lassen Sie sich die Manschette in der Praxis wieder entfernen. Ihr Arzt wird die Messwerte mit Hilfe eines Computers auslesen und anhand Ihres Blutdruckprofils eine Beurteilung vornehmen.
Die Langzeitblutdruckmessung und ihre klinische Bedeutung
- Die Langzeitblutdruckmessung ist die wichtigste Methode zur Diagnostik einer Hypertonie. Sie ermöglicht eine differenzierte Beurteilung des Blutdruckverlaufes während der Tagesaktivität und in der nächtlichen Ruhephase.
- Eine Einzelmessung gibt immer nur den aktuellen Zustand wieder. Misst man dagegen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum, spiegelt das die zirkadianen Schwankungen des Blutdruckes wesentlich besser wider.
- Besonders hilfreich ist die Langzeitblutdruckmessung für die Risikoabschätzung bei einer behandlungsbedürftigen Hypertonie. Aus den erhaltenen Werten kann man auf den Schweregrad der Bluthochdruckkrankheit schließen.
- Die Diagnose entscheidet über die medikamentöse Therapie.
- Bei Blutdruckmessungen in einer Praxis treten oftmals erhöhte Werte infolge des Arztbesuches auf (Praxis-Hypertonie, White-Coat-Hypertonie). Rund 15 % der Patienten sind nervös und aufgeregt, sodass eine normale Messung nur verfälschte Ergebnisse liefert. Solche Effekte sind bei der Langzeitblutdruckmessung ausgeschlossen.
Normwerte der Langzeitblutdruckmessung
Mithilfe vorgegebener Normwerte kann der Arzt die berechneten Mittelwerte der so gemessenen Blutdrücke beurteilen. Bei gesunden Menschen und bei einer beginnenden leichten Hypertonie sind die Werte in der Nacht etwa 10 % niedriger als im Laufe der aktiven Phase tagsüber.
Tagesmittelwert: 85 – 136 mm Hg
24 h-Mittelwert: 80 – 130 mm Hg
Nächtlicher Mittelwert: 70 – 120 mm Hg
Indikationen für die Durchführung einer Langzeitblutdruckmessung
- Bei Bluthochdruckpatienten muss der Arzt abklären, ob es nachts zu einer «Senkung der Blutdruckwerte (Dipping)» kommt.
- Erfolgt eine Behandlung der Hypertonie, wird man durch erneute Langzeitblutdruckmessung eine «Erfolgskontrolle» vornehmen. Der behandelnde Arzt sollte diese in regelmäßigen Abständen wiederholen.
- Eine Langzeitblutdruckmessung sollte man regelmäßig durchführen
- bei Patienten mit sekundärer Hypertonie, etwa bei einer renalen Hypertonie infolge einer diabetischen Nephropathie
- nach Herz- oder Nierentransplantationen
- bei Schlafapnoe sowie
- bei Bluthochdruckpatienten, die im Schichtdienst arbeiten.
Langzeitblutdruckmessung und Dipping-Varianten
«Normal-Dipping.» Normalerweise sinkt der Blutdruck nachts um 10-20 % des Tageswertes. Hier spricht man von Normal-Dippern. Ein solcher Bluthochdruckpatient leidet an einer leichten bis mittelschweren Hypertonie und erhält in der Regel ein lang wirksames mildes Antihypertensivum zur morgendlichen Einnahme.
«Non-Dipping.» Bei Non-Dippern liegt besagter Wert unter 10 %. Der ständig erhöhte Blutdruck erhöht das Risiko von langfristig auftretenden Organschädigungen. Ist der Tageswert nur geringfügig höher, reicht die abendliche Verabreichung eines lang wirksamen Blutdruckmedikaments zur Therapie aus.
«Extreme Dipping (Overdipping).» Hier weicht der mittlere nächtliche Blutdruckwert um mehr als 20 % vom Tageswert ab. Das tritt vor allem bei älteren Patienten mit fortgeschrittener Atherosklerose auf, birgt ein hohes Risiko für myokardiale oder zerebrale Ischämien und ist daher dringend behandlungsbedürftig.
«Reverse Dipping (Inverted Dipping).» In seltenen Fällen ist der nächtliche Blutdruck höher als tagsüber. In diesem Fall spricht man von Reverse- oder Inverted-Dippern. Hier liegt bereits eine schwere fortgeschrittene Hypertonie vor, bei der verschiedene Organschädigungen auftreten. Eine Therapie ist in diesen Fällen schwierig und es müssen mehrere Antihypertensiva kombiniert werden.
Eigene Langzeitblutdruckmessung
Möchten Sie als Patient selbst regelmäßig und über einen längeren Zeitraum Ihren Blutdruck überprüfen, stehen Ihnen dafür verschiedene ABPM-Geräte wie beschrieben zur Verfügung. Ansonsten können Sie mit einem normalen Blutdruckmessgerät regelmäßig selbst den Verlauf Ihres Blutdruckes nachverfolgen. Viele Geräte bieten mittlerweile Aufzeichnungsfunktionen oder erlauben eine Auswertung am Computer.
Literatur
1. Role of Ambulatory and Home Blood Pressure Monitoring in Clinical Practice: A Narrative Review. Shimbo D, Abdalla M, Falzon L, Townsend RR, Muntner P.: Ann Intern Med. 2019 Nov 3;163(9):691-700.
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4. Diagnostic and predictive accuracy of blood pressure screening methods with consideration of rescreening intervals: a systematic review for the U.S. Preventive Services Task Force. Piper MA, Evans CV, Burda BU, Margolis KL, O’Connor E, Whitlock EP.: Ann Intern Med. 2019 Feb 3;162(3):192-204.
5. Optimizing blood pressure control in hypertension: the need to use ABPM. Schmieder RE, Lehmann MV, Schmidt S.: Blood Press. 2019 Apr;22(2):65-72.
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