Toxoplasmose in der Schwangerschaft und Vorsorge-Untersuchung
Ärzte raten: Schwangere sollten sich auf Toxoplasmose testen lassen
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Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den mikroskopisch kleinen Einzeller Toxoplasma gondii übertragen wird. Personen mit gesundem Immunsystem bleiben bei einer Infektion so gut wie beschwerdefrei. Während der Schwangerschaft können die Toxoplasmose Parasiten jedoch die Plazenta und das ungeborene Kind infizieren. Die Folge sind vor allem neurologische Schäden. Eine Infektion kann jedoch mit einfachsten Mitteln verhindert werden.
Wo kommen die Toxoplasmose Erreger her?
Toxoplasma gondii ist ein Einzeller, der in Katzen als Hauptwirt lebt und als Zwischenwirte Vögel und Säugetiere, so auch den Menschen benutzt. Katzen holen sich den Parasiten durch den Verzehr von infizierten Vögeln und Nagetieren. Danach ist ihr Stuhl für etwa zwei Wochen infektiös.
Dementsprechend findet man Toxoplasma in den Ausscheidungen von Katzen in der Katzentoilette oder der freien Natur. Nur bei Katzen sind die Erreger im Stuhl vorhanden. Andere Infektionsquellen sind Schweine, Schafe und Ziegen und ihr Fleisch und ihre Milch. Vor allem über die Ausscheidungen können die Einzeller auch auf Salat und Gemüse gelangen.
Wie äußert sich eine Toxoplasmose?
In den meisten Fällen so gut wie gar nicht. Die meisten Infizierten wissen noch nicht einmal, dass sie den Erreger in sich tragen. Treten überhaupt Symptome auf, erinnern diese an eine Grippe, wie leichtes Fieber, geschwollene Lymphknoten, Müdigkeit und Gliederschmerzen.
Hat man sich einmal mit Toxoplasma infiziert, bildet das Immunsystem Antikörper gegen den Einzeller. Damit ist man in der Folge gegen weitere Infektionen geschützt. Diese Antikörper bilden auch die Grundlage eines Tests, den ein Arzt mit einer kleinen Blutprobe in einem dafür ausgestatteten Labor durchführen lassen kann.
Die meist folgenlose Infektion ist normalerweise nur dann als gefährlich einzustufen, wenn sie in der Schwangerschaft auftritt und auf das Baby übergreift. Eine weitere Ausnahme bilden schwerwiegende Beeinträchtigungen des Immunsystems wie bei der Immunsuppression nach Organtransplantation oder im Rahmen der erworbenen Immunschwäche AIDS.
Risiken einer Toxoplasmose während der Schwangerschaft
Eine Toxoplasmose ist für das ungeborene Kind nur dann riskant, wenn die Infektion der Mutter zum ersten Mal oder kurze Zeit vor der Schwangerschaft stattfindet. Die Infektion der Mutter bedeutet nicht automatisch, dass auch das Kind erkrankt. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigt mit zunehmender Schwangerschaftsdauer von 15 % im ersten Trimenom auf über 70 % im dritten Trimenon.
Infektionen während des ersten Trimenons führen meistens zu Fehlgeburten. Später kommt es zu einer kongenitalen (=während der Schwangerschaft erworbenen) Toxoplasmose. Sie kann zu Totgeburten führen. Kommt das Kind lebend auf die Welt, treten Schäden vor allem an Gehirn und Augen auf. Dazu gehören
- Wasserkopf (Hydrocephalus),
- spastische Lähmungen,
- epileptische Anfälle und
- geistige Behinderungen.
- Entzündungen im Gehirn führen zu
- Krampfanfällen,
- Lähmungen und
- Wesensveränderungen.
In den meisten Fällen haben die Babys zunächst keine erkennbaren Beeinträchtigungen, entwickeln aber später Symptome wie Augenschäden. Das kann einige Jahre dauern oder erst im Erwachsenenalter auftreten.
Toxoplasmose in der Schwangerschaft: Ursachen und Risikofaktoren
Toxoplasmose wird durch das Verschlucken der Parasiten verursacht, entweder mit der Nahrung oder über infizierte Gegenstände, die in den Mundraum gelangen. Die Infektion erfolgt seltener durch das Eindringen über die Schleimhäute oder Blutbahn. Daher sind vor allem Mütter gefährdet, die eine infizierte Katze zu Hause haben oder in der Landwirtschaft mit infizierten Tieren arbeiten. So ist beispielsweise die Geburtshilfe beim Werfen der Lämmer ein Risikofaktor.
Als besonders gefährlich gelten
- rohes oder nicht durchgekochtes Fleisch von Schwein, Schaf und Ziege
- gepökeltes und getrocknetes, nicht erhitztes Fleisch wie Salami oder verschiedene Schinkensorten (Parma, Serrano)
- ungewaschenes Obst und Gemüse
- unpasteurisierte Ziegen- oder Schafsmilch und daraus gewonnene Milchprodukte
- Ausscheidungen von Katzen.
Außerdem kann eine Infektion erfolgen
- bei einer Infektion der Mutter über die Plazenta
- durch Eindringen der Erreger über Augen, Schleimhäute oder offene Wunden
- durch infizierte Blutkonserven und Blutprodukte
- durch infizierte Organe bei einer Transplantation
- durch das Einatmen der Eier (Oozysten).
Abgesehen von der Übertragung von der Mutter auf das Kind ist eine Ansteckung an einer infizierten Person nicht möglich.
Wie kann man eine Toxoplasmose in der Schwangerschaft verhindern?
Dafür gelten einige einfache Grundregeln, deren Befolgung einfach ist, die aber konsequent durchgehalten werden sollten:
- Katzentoiletten grundsätzlich nur mit Handschuhen säubern und den direkten Hautkontakt mit den Ausscheidungen der Katze vermeiden. Die Toiletten regelmäßig mit heißem Wasser auswaschen.
- Die dafür verwendeten Handschuhe nach Gebrauch gründlich mit heißem Wasser waschen oder Einmalhandschuhe verwenden.
- Sandkästen im Garten abdecken, sodass Katzen sie nicht als Toilette missbrauchen können.
- Katzen hinterlassen ihr Geschäft auch gerne im heimischen Garten. Daher sollten Sie bei Arbeiten im heimischen Garten
- Handschuhe tragen
- nach der Gartenarbeit die Hände gründlich waschen
- während des Gärtnerns keinesfalls essen!
- Den Umgang mit Mutterschafen und jungen Lämmern vermeiden, vor allem während deren Geburt.
- Keine unpasteurisierte Ziegenmilch oder Ziegenmilchprodukte verzehren.
- Alles an Salaten und Gemüsen gründlichst waschen, bis keinerlei Spuren von Erde mehr daran haften.
- Den Verzehr von rohem und halbrohem Fleisch unterlassen.
- Ebenso sollte man gepökelte und getrocknete Fleischprodukte, die nicht gekocht wurden, lieber vermeiden.
- Nach der Zubereitung von rohem Fleisch Hände, Messer und Schneideunterlagen gründlich mit Seife und heißem Wasser reinigen.
An dieser Stelle sei betont, dass der Umgang mit Katzen bei Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen kein besonderes Risiko für schwangere Frauen darstellt. Streicheln oder eine Katze als Haustier sind kein Problem, solange man den direkten Hautkontakt mit den Ausscheidungen von Freigängern vermeidet.
Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf Toxoplasmose
Toxoplasmose durch rohes Fleisch oder Katzenkot
Nach Feststellung einer Schwangerschaft unterzieht sich die werdende Mutter in regelmäßigen Abständen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt. Im Rahmen derer finden verschiedene, durch die Mutterschaftsrichtlinien vorgeschriebene, teils freiwillige Bluttests statt. So lassen sich mögliche Risikofaktoren für das ungeborene Kind erkennen und behandeln. Dazu gehören Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf Toxoplasmose. Diese Infektionskrankheit überträgt sich beispielsweise durch rohes Fleisch oder Wurst, Katzenkot oder durch ungewaschene Früchte. Bei einer Ansteckung des Babys im Mutterleib kann es zu massiven Schäden kommen.
Toxoplasmose diagnostizieren und behandeln lassen
Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf Toxoplasmose sind zwar nicht verpflichtend, aber zu empfehlen. Überträgt sich die Infektion auf das Kind, kommt es zu starken Schädigungen oder schlimmstenfalls zu einer Fehl- oder Totgeburt. Stellt der Arzt die Erkrankung bei der schwangeren Frau fest, erfolgt eine medikamentöse Behandlung mit Pyrimethamin und Folsäure sowie Antibiotika, um das Risiko einer Übertragung zu vermeiden. Gesunde Frauen beugen einer Ansteckung vor, indem sie rohes Fleisch und Wurst meiden, auf eine gute Küchenhygiene achten und die Katzentoilette jemand anderes säubert.
Bluttest in der Schwangerschaft auf Toxoplasmose
Etwa ein Drittel aller schwangeren Frauen sind immun gegen Toxoplasmose, da sie die Erkrankung, die sich nicht immer durch spezifische Symptome äußert, bereits hatten. Für den Rest besteht ein Risiko, sich kurz vor oder während des Austragens ihres Babys zu infizieren. Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf Toxoplasmose sind nicht verpflichtend und bezahlt die Krankenkasse nicht in jedem Fall. Es empfiehlt sich dennoch, den Test durchführen zu lassen.
Steckt sich das ungeborene Kind im Mutterleib an, ist mit erheblichen Risiken zu rechnen. Schädigungen des Zentralnervensystems und der Organe, Verkalkungen im Gehirn, Krampfanfälle oder eine Frühgeburt zählen zu den möglichen Auswirkungen einer Ansteckung. Das Baby kommt möglicherweise blind oder mit einem Wasserkopf zur Welt. Im schlimmsten Fall führt eine Toxoplasmose zu einer Fehl- oder Totgeburt. Das Risiko einer Infizierung des Kindes liegt im ersten Trimester der Schwangerschaft bei 17, im zweiten bei 24 und im letzten Drittel bei 64 Prozent.
Diagnose von Toxoplasmose
Die Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft auf Toxoplasmose verlaufen wie jede andere. Der Arzt entnimmt möglichst früh nach Feststellung der Gravidität eine Blutprobe, die er ins Labor schickt. Mit einem Antikörper-Suchtests lässt sich die Diagnose stellen. Nicht in jedem Fall kommt es zu einem eindeutigen Ergebnis. Besteht zumindest ein Verdacht auf eine Infektion, folgen diesem weitere Untersuchungen. Sie dienen der Feststellung des Zeitpunkts der Ansteckung. Ist klar, dass eine Erkrankung an Toxoplasmose vorliegt, beginnt die Therapie. Bei nicht infizierten Frauen empfiehlt es sich, die Untersuchung alle acht Wochen zu wiederholen.
Behandlung von Toxoplasmose während und nach der Schwangerschaft
Ist die schwangere Frau sonst gesund, verläuft die Erkrankung an Toxoplasmose in der Regel ohne Symptome und für sie harmlos. Eine Behandlung ist aufgrund der Schwangerschaft und des Ansteckungsrisikos für das Baby dennoch notwendig, um schwerwiegende Schäden zu vermeiden.
Zur Therapie von Toxoplasmose erfolgt die Gabe einer Kombination aus Pyrimethamin und Folsäure. Die Einnahme eines Antibiotikums mit dem Wirkstoff Sulfonamid ist ebenfalls möglich. Sie alle dienen dazu, den Stoffwechsel der Parasiten, welche die Erkrankung auslösen, zu hemmen. Die Folsäure stärkt das Knochenmark, auf das sich die beiden anderen Wirkstoffe möglicherweise negativ auswirken. Mindestens vier Wochen lang erfolgt die Behandlung.
Die medikamentöse Therapie verhindert in der Regel die Übertragung der Infektion auf das ungeborene Kind. Der Erfolg zeigt sich erst nach der Geburt. Steckte sich das Baby an, zeigen sich die Symptome bei und kurz nach der Geburt zunächst nicht. Erst später, beispielsweise nach mehreren Jahren, zeichnen sich möglicherweise Spätfolgen und Schädigungen ab
Vorbeugung gegen Toxoplasmose in der Schwangerschaft
Einer Infizierung mit Toxoplasmose beugen gravide Frauen vor, indem sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen. So gilt es, die Erreger übertragende Produkte zu meiden. Zum einen verzichten Schwangere auf den Verzehr von rohem Fleisch und roher Wurst. Auch das Abschmecken gehört dazu. Fleischgerichte nehmen sie nur gut durchgebraten zu sich.
In der Küche achten schwangere Frauen auf besondere Hygiene. Geräte und Utensilien, die mit rohem Fleisch in Berührung kamen, spülen werdende Mütter gründlich. Salat, Obst und Gemüse waschen sie ebenfalls gut, da sich die Erreger auch über die Erde verbreiten. Deshalb sind Gartenarbeiten entweder zu vermeiden oder mit Handschuhen durchzuführen.. Katzenbesitzerinnen überlassen die Reinigung der Katzentoilette lieber einer anderen Person. Eine besonders gründliche Säuberung ist zu empfehlen, um sich nicht über den Urin oder Kot des Tieres zu infizieren.
Literatur und Quellen
- Robert-Koch-Institut: Toxoplasmose: RKI-Ratgeber für Ärzte.
- Robert-Koch-Institut: Kurzbeschreibung im Infektionsepidemiologischen Jahrbuch (Toxoplasmose, konnatale Infektion).
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln, unter anderem Merkblatt „Verbrauchertipps zur Toxoplasmose“
- Herbert Hof, Rüdiger Dörries: Medizinische Mikrobiologie. 6. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme Verlag. ISBN-10: 3132410381.
- Ernst Wiesmann (Hrsg.), Fritz H. Kayser, Kurz A. Bienz, Johannes Eckert: Medizinische Mikrobiologie. 9. Auflage. Stuttgart 1997: Georg Thieme Verlag. ISBN-10: 3134448084.
- Christian Jassoy, Andreas Schwarzkopf: Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie. 2. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme Verlag. ISBN-10: 3131361328