Unterer Blutdruckwert – zu hoch oder zu niedrig?
Was ist der Unterer Blutdruckwert?
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Der Unterer Blutdruckwert? Meistens findet der obere Wert wesentlich mehr Beachtung als sein kleiner Gegenspieler.
Dabei ist der diastolische Blutdruck meist derjenige, der zu Beginn von Bluthochdruck erhöht erscheint. Zudem ist er ein wichtiger Parameter für die Blutversorgung der Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel selbst mit Blut und damit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.
Unterer und oberer Blutdruck: Wie war das noch mal mit dem diastolischen und dem systolischen Wert?
So ziemlich jeder kennt das mit dem beiden Blutdruckwerten, aber nur die wenigsten wissen genauer, was es mit systolischem und diastolischem Blutdruckwert auf sich hat.
Der diastolische Blutdruck zu hoch?
Blutdruck ist der Druck im Gefäßsystem auf Herzhöhe. Gemessen wird er stets im Sitzen in Ruhe und vorzugsweise im Sitzen, indem man mit einer Manschette den Blutfluss unterbricht, sei es am Oberarm oder am Handgelenk.
Mit einem Stethoskop oder über einen akustischen Detektor stellt man den Druckbereich in der Manschette und damit im Gefäßsystem fest, in dem ein Fließen des Blutes hörbar ist. Diese Methode nennt man nach ihrem Entdecker Riva-Rocci oder kurz RR.
Naturgemäß erhält man so einen ganzen Druckbereich, die sogenannte Blutdruckamplitude. Sie gibt an, welchen maximalen und minimalen Wert das Herz als Saug-Druck-Pumpe erzielt.
Systole ist die Kontraktion des Herzens. Da das Herz damit zusätzlichen Druck auf die Füllung des Blutgefäßsystems ausübt, steigt der Blutdruck hier auf seinen maximalen oder systolischen Wert.
Dagegen bezeichnet Diastole die Entspannung des Herzmuskels und resultierende Ausweitung und Blutfüllung der Kammern. Während dieser Phase erreicht der Blutdruck seinen minimalen oder diastolischen Wert. Daher auch die Bezeichnung unterer Blutdruckwert.
Angegeben werden oberer und unterer Wwert in Millimeter Quecksilbersäule mmHg als oberer Wert zu unterer Wert, etwa „120 zu 80„.
Unterer Blutdruckwert – Das Wichtigste auf einen Blick!
- Beim Blutdruck bezeichnet man den Wert auf Herzhöhe während der Kontraktion (Systole) des Herzens als systolischen oder oberen Blutdruck, den bei der Entspannung und Füllung des Muskels als diastolischen oder unteren Wert.
- Beim Bluthochdruck (Hypertonie) spielt der obere Wert die größere Rolle, weil dauerhaft erhöhter Druck das Leitungssystem schädigt und Herzinfarkte und Schlaganfälle hervorruft.
- Ein isolierter erhöhter diastolischer Wert ist seltener und wird als isolierte diastolische Hypertonie bezeichnet. Lässt sich überhaupt eine Ursache feststellen, ist meistens eine Schilddrüsenunterfunktion der Grund.
- Dauerhaft hohe diastolische Werte schädigen die Herzkranzgefäße und führen zu Angina pectoris-Anfällen und Herzinfarkten.
- Eine Therapie ist daher auch bei hohem unterem Blutdruckwert dringend erforderlich und erfolgt in erster Linie mit Betablockern.
Unterer Blutdruckwert: Immer gemessen, selten beachtet
Stellt man bei einem Patienten dauerhaft erhöhten Blutdruck (Bluthochdruck, Hypertonie) fest, gilt das meistens für den höheren systolischen Wert. Als optimal gelten Blutdruckwerte von kleiner als 120 zu 80 mmHg.
Unbedingt verwunderlich ist dieses stärkere Interesse für den oberen Blutdruckwert nicht, denn dauerhaft hohe Werte schädigen das Gefäßsystem und begünstigen durch Arteriosklerose Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dessen ungeachtet kommt die Kombination normaler systolischer Wert + erhöhter unterer Wert öfters vor. In einem solchen Falle spricht man von einer isolierten diastolischen Hypertonie.
Woher kommt ein erhöhter unterer Blutdruckwert?
Die Gründe für einen solchen isolierten diastolischen Bluthochdruck sind bei den meisten Patienten unbekannt. Daher spricht man medizinisch auch von einer essenziellen diastolischen Hypertonie (essenziell im Sinne von keine organische Ursache auszumachen).
Stellt man gleichzeitig eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) fest, ist diese oft die Ursache. Die Schilddrüsenhormone sind wesentliche Stellschrauben des Energiestoffwechsels. Fehlen sie, fährt der Körper die Leistung herunter, senkt das Herzminutenvolumen und stellt die peripheren Blutgefäße weit. Dann sinkt der systolische Wert, wogegen der diastolische Wert steigt. Oft liegen dann beide Werte über 100 mmHg, typischerweise im Bereich 140 – 160 zu 100 – 120.
Kommt auch ein erniedrigter diastolischer Wert vor?
Ein isoliert erniedrigter unterer Blutdruckwert bei gleichzeitig normalem oberen Wert ist medizinisch praktisch auszuschließen. Solange das Herz halbwegs normal kontrahiert, erreicht es seinen systolischen Wert und bei der Erschlaffung einen damit gekoppelten unteren Wert. Über Gebühr weit absinken kann dieser daher eigentlich aus physiologischen Gründen nicht, schon gar nicht dauerhaft – dazu müsste das Blut in der Peripherie nach jedem Herzschlag plötzlich versacken. Das verhindert bereits die Elastizität der Gefäße.
Was macht ein erhöhter unterer Blutdruckwert?
Leider eine ganze Menge, denn eine ganz wesentliche Aufgabe der Diastole ist die Versorgung des Herzmuskels mit Blut. Im Gegensatz zu den „öffentlichen Gefäßen“ (Vasa publica), die die Allgemeinheit, sprich den Körper mit Blut versorgen, erfolgt die Versorgung des Herzens selbst über die „privaten Gefäße“ (Vasa privata) nicht in der Systole, sondern ausschließlich in der Diastole.
Das klingt auf den ersten Blick widersinnig. Aber wenn der gesamte Herzmuskel kontrahiert, klemmt das die darin gelegenen Kapillargefäße und teils auch die sie versorgenden größeren Blutgefäße ab.
Die „privaten“ Herzgefäße kennt man besser unter der Bezeichnung Herzkranzgefäße, benannt nach der kranzförmigen Umfassung des Herzmuskels mit kräftigen Ästen zwischen beiden Hauptkammern auf Vorder- und Rückseite. Sie entspringen direkt am Beginn der Hauptschlagader (Aorta).
So dumm ist das nicht, dass die Herzkranzgefäße bei der Systole abgeklemmt werden: Ein dauerhafter Blutdruck in systolischer Höhe unmittelbar an einem solchen Kapillarsystem würde die zarten kleinen Gefäße zum Platzen bringen, und vorbei wäre es mit der Blutversorgung.
Unterer Blutdruckwert zu hoch: Die Folgen für die Herzkranzgefäße
Ein dauerhaft erhöhter diastolischer Blutdruck schädigt die Herzkranzgefäße ähnlich wie eine systolische Hypertonie die peripheren Blutgefäße. Durch Arteriosklerose und nachfolgende entzündliche Veränderungen in den Gefäßwänden (Atherosklerose) sinkt der Gefäßdurchmesser und es kommt zu einer Sauerstoffminderversorgung unter Belastung. Der Patient leidet in solchen Fällen an Engegefühlen in der Brust, einer Angina pectoris.
Im fortgeschrittenen Stadium können sich die Herzkranzarterien so weit verengen, dass sie verschließen oder die Gefahr eines Gefäßverschlusses bereits durch kleine Blutgerinnsel erhöht ist. Bekommen die nachfolgenden Versorgungsbereiche keinen Sauerstoff, sterben sie ab und es kommt zu einem Herzinfarkt.
Wie behandelt man eine diastolische Hypertonie?
Wenn der diastolische Wert erhöht ist, sind Betablocker das Mittel der Wahl. Sie verhindern die Bildung des blutdrucksteigernden Hormons Renin in der Niere.
Kurzfristige Angina pectoris-Anfälle behandelt man mit Nitrospray. Das enthaltene Nitroglycerin führt zu einer schnellen Weitstellung der Gefäße.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Ulrich Stierle: Klinikleitfaden Kardiologie. 6. Auflage. München 2019: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 3437222848.
- Helmut Roskamm, F.-J. Neumann, D. Kalusche, H.-P. Bestehorn: Herzkrankheiten: Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie. 5. Auflage. Stuttgart 2004: Springer-Verlag. ISBN-10: 3540401490.
- Erland Erdmann: Klinische Kardiologie: Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße. Stuttgart 2011: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642164803.
- Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2019: G. Herold Verlag. ISBN-10: 3981466063
- Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.