Was ist Antikoagulation?
Bekommt ein Patient Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung, ist von der Antikoagulation die Rede. Der Begriff geht auf das griechische „anti“ für die Regeln und das lateinische „coagulatio“ für die Gerinnung zurück. Die Medikamente heißen Antikoagulans. Die Bezeichnung Antikoagulantien ist heute veraltet.
Direkte oder indirekte Blutgerinnungshemmung
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Die Wirkung geht zurück auf die Gerinnungsfaktoren im Plasma. Im Rahmen der Antikoagulation lassen sich die direkten von den indirekten Antikoagulanzien unterscheiden. Liegt eine Neigung zu Blutgerinnseln bzw. Thromben vor, ist eine Gerinnungshemmung erforderlich. Durch die gezielte Gabe der Gerinnungshemmer lassen sich Embolien und Thrombosen vermeiden. Aber auch bei einer bereits bestehenden Thrombose oder Embolie kann eine Antikoagulation sinnvoll sein.
Bei der direkten Form hemmen die Faktoren auf direktem Wege. Bei der indirekten Form hemmt die Synthese der Gerinnungsfaktoren oder ein anderer Cofaktor. Zu den bekanntesten direkten Präparaten gehören unter anderem Dabigatran, Rivaroaban oder Apixaban. Im Bereich der indirekten Antikoagulanzien finden besonders häufig Vitamin-K-Antagonisten und Heparie Verwendung.
Wann erfolgt die Antikoagulation?
Von der prophylaktischen Indikation ist die Rede, wenn der Patient vor oder nach der Operation und bei langer Bettlägerigkeit Antikoagulanzien bekommt. Darüber hinaus erfordern Blutentnahmen für die Stammzellapherese, Herzkatheter-Eingriffe und Bluttransportröhrchen eine gezielte Hemmung der Blutgerinnung.
Zu einer therapeutischen Behandlung kommt es bei Patienten mit Vorhofflimmern. Die Herzrhythmusstörungen führen zu einem erhöhten Risiko für Embolien und Schlaganfälle. Diese lassen sich durch die gezielte Antikoagulation nach unten setzen. Eine weitere häufige Ursache sind Thrombosen. Hierbei erfolgt die Antikoagulation zumeist über einen festen Behandlungszeitraum oder bei chronischen Patienten ein Leben lang. Auch Patienten nach einer Operation an den Herzklappen benötigen Antikoagulanzien.
Die häufigsten Risiken
Die Hemmung der Blutgerinnung ist nicht risikolos. Zu den wesentlichen Gefahren gehört die Blutungsgefahr. Nimmt ein Patient über einen längeren Zeitraum Gerinnungshemmer zu sich, blutet er im Falle einer Verletzung länger. Darüber hinaus steigt die Neigung für Blutungen im Magen-Darm-Trakt und für Hämatome.
Zu den lebensgefährlichen Risiken gehören Hirnblutungen. Die Gefahren steigen mit der Intensität der Gerinnungshemmung. In den dänischen Registerdaten ist von einer Häufigkeit der Blutungen nach einem Herzinfarkt von ca. 4,6 % über die folgenden 1,3 Jahre die Rede. Die Risiken für die Antikoagulanzien sind unterschiedlich groß. Darüber hinaus konnte die RE-LY-Studie einen Zusammenhang zwischen den Dosierungen feststellen.
Antikoagulation bei Vorhofflimmern: Schutz vor Schlaganfall und Herzinfarkt
Grundsätzlich bestimmt der individuelle Fall jedes Patienten die Notwendigkeit von Blutgerinnungshemmern. So sollen Patienten mit Vorhofflimmern von der Hemmung der Blutgerinnung profitieren. In der Regel ist das Risiko für einen Schlaganfall bei Vorhofflimmern wesentlich höher. Die Gefahren eines drohenden Herzinfarktes sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.
Während sich die Antikoagulation bei der Hemmung mit ACC (Acetylsalicylsäure) in der Prophylaxe für Schlaganfälle als überlegen erwiesen hat, sind die Bedeutungen für die Prophylaxe beim Herzinfarkt weniger deutlich. Was bewirkt die Gerinnungshemmungen bei Patienten, die unter Vorhofflimmern leiden, aber keinerlei koronare Herzerkrankungen haben? Diese Frage hat Dr. Christina Ji-Young Lee von der Universität Aalborg zum Anlass genommen und gemeinsam mit dänischen Forschern eine landesweite Studie 1997-2012 durchgeführt (Quelle: Kardiologie.org).
Gegenstand der groß angelegten Studie waren knapp 72.000 Patienten, bei denen man Vorhofflimmern diagnostizierte. Ihr Ziel war es, mehr über die Anzeichen von Herzinfarkten in Verbindung mit der Therapie zu erfahren. Innerhalb der antithrombotischen Therapie bekamen 52 % der Patienten eine orale Antikoagulation unter Beigabe von Vitamin-K-Antagonisten. 35 % der Patienten nahmen an der ASS-Monotherapie teil und 13 % bekamen eine Kombination aus Antikoagulation und ASS. In der Auswertung der Therapie konnte die alleinige orale Antikoagulation die besten Ergebnisse für sich verbuchen. Bei dieser Patientengruppe war die Rate für die Herzanfälle am niedrigsten.
Quellen und Links
- Abstract der Studie im New England Journal of Medicine
- B. Pötzsch: Antikoagulation. In: Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin.
- Axel W. Bauer: Antikoagulantium. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte.
- https://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/LF/PDF/OAKVHF.pdf